Freifrau Dorothea von Rodde-Schlözer (* 10. August 1770 in Göttingen; † 12. Juli 1825 in Avignon, Frankreich) war eine deutsche Philosophin und Salonnière

In der Breiten Straße stand ihr Haus, vielmehr das ihres Ehemannes, Mattheus Rodde. Als Dorothea Schlözer den Kaufmann und Bürgermeister von Lübeck 1792 heiratete und unter großem Hallo in eben jenes Haus einzog, war sie eine Berühmtheit ihrer Zeit, denn sie ist die erste deutsche Frau, die einen Doktortitel der Philosophie erwarb. Das Experiment – denn als dieses war die Ausbildung Dorotheas angelegt – ihres Vaters, dem Göttinger Professor August Ludwig von Schlözer, dass auch Frauen zu Bildung befähigt seien, kann man mit Fug und Recht als geglückt ansehen. Und so wurde Dorothea zum lebenden Beweis, dass „Frauenzimmer Menschen wie die Männer“ sind, was im 18. Und frühen 19. Jahrhundert noch immer Anlass zu Debatten war.

Dorothea war jedoch auch ein Kind ihrer Zeit und so hinterlässt sie kein umfangreiches Werk der Philosophie oder Literatur. Die oder der Interessierte muss suchen nach den Spuren der Lübecker Salondame, der Frau, die neben ihrem Ehemann auch ein intensives Verhältnis zu dem Gelehrten Charles de Villers unterhielt, die die Bekanntschaft mit zahlreichen Größen ihrer Zeit machte und so doch vor allem genau dies blieb: die belesene Dame im Hintergrund.
Wie mag es sich angefühlt haben, intellektuell erfahrener und gebildeter als viele Zeitgenossen zu sein und doch hieraus keinen Sinn schöpfen zu dürfen?

„Wer war ich wirklich? Eine kluge, weitgereiste Frau, die vielleicht eine Bergbauingenieurin – allein so ein Wort zu erdenken, kam mir falsch vor – hätte werden können. Oder war ich eher eine Puppe, mit schönen Kleidern und Schmuck behängt, ein Papagei, der dreizehn Sprachen spricht: Dorothea, ein Gottesgeschenk für Vater und Ehemann?“, lässt Anne Bentkamp Dorothea in ihrem 2020 im Salsa-Verlag erschienenen Roman fragen und gibt so der ersten Doktorin eine Stimme, die noch heute so mancher Frau aus der Seele zu sprechen scheint.
Und auch ein eigenes Zimmer hat Dorothea Schlözer unlängst wieder in Lübeck. Denn wie schon Virginia Woolf forderte, ist dies schließlich eine der Grundvoraussetzungen für Kreativität. Und auch wenn dies für Dorothea, die 2020 ihren 250. Geburtstag feiern würde, ein wenig zu spät kommt, ist doch das Dorothea Schlözer-Zimmer im Klassik Altstadt Hotel in der Fischergrube 52, unweit der Breiten Straße, ein Ort, an dem man der ersten Doktorin nachspüren und ihre Geschichte erfahren kann – und nebenbei so entspannt übernachtet, dass der eigenen Kreativität nichts mehr im Wege steht.

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